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Selma / Netzeitung.de

31.07.2006 | "Selma - In Sehnsucht eingehüllt"

Zeitgeschichte eindringlich erzählt: Ein musikalisches Projekt thematisiert den KZ-Tod eines Mädchens.

Verpackt in romantischen Versen hat Selma Meerbaum-Eisinger über Gefühle und ihren Alltag geschrieben. Mit nicht einmal 18 Jahren dichtete sie über ihre erste Liebe und den Krieg, der damals ihre Welt prägte. Seinen frühen Tod fand das jüdische Mädchen in einem ukrainisches Arbeitslager. Auf abenteuerliche Art und Weise konnten ihre handschriftlichen Aufzeichnungen, denen sie den Titel «Blütenlese» gab, über den Krieg hinweg erhalten werden.

Die Emotionen, Stimmungen und Ahnungen der jungen Lyrikerin erhielten jetzt musikalische Untermalung: In einem einzigartigen Projekt taten sich Musiker und Sänger zusammen und interpretierten die Gedichte auf neue Art und Weise. Das Schweizer Ensemble «World Quintet» sorgte für die instrumentale Umsetzung, während Musiker wie Sarah Connor, Xavier Naidoo, Thomas D. oder Hartmund Engler den Texten neuen Ausdruck verliehen. Wie ein roter Faden durchzieht ein Leitgedanke das Werk: Liebe, Trauer, Leid und Hoffnung liegen sehr nahe beieinander.

Selma Meerbaum-Eisinger, Nichte Paul Celans, begann mit 15 Jahren eigene Gedichte zu verfassen. Sie übersetzte Verse aus dem Französischen, Hebräischen und Rumänischen, dichtete aber selbst in deutscher Sprache. Als 1941 die deutschen Truppen in ihrer Heimatstadt Czernowitz einmarschierten, lebte sie noch ein paar Monate zusammen mit ihren Eltern und 60.000 anderen Juden im Czernowitzer Ghetto.

An einem Junitag 1942 wurde sie in ein Arbeitslager verschleppt, wo sie Ende 1942 angeblich an Typhus starb. Ihr Freund Lejser Fichman - dem sie die Texte gewidmet hatte - leistete unweit von Czernowitz Zwangsarbeit, bevor er 1944 fliehen konnte. Unter seinen wenigen Habseligkeiten befand sich auch der Gedichtband, den er einer gemeinsamen Freundin zur Obhut gab.

Tragischerweise starb der damals 21-Jährige kurze Zeit später bei seiner Flucht nach Palästina. Das Büchlein jedoch trat eine weite Reise durch ganz Europa an, bevor er 1948 in Israel landete. Bis zur Veröffentlichung im Jahre 1980 verblieb «Blütenlese» bei Meerbaum-Eisingers Freundin aus Jugendtagen.

«In Sehnsucht eingehüllt» ist unglaubliches, beeindruckendes Zeitzeugendokument. Natürlich stimmt es nachdenklich und macht traurig, trotzdem schwinkt eine liebevolle Nuance mit. Die bildliche Sprache, derer sich Meerbaum-Eisinger bedient, ist eindeutig und auserlesen und gerade deshalb mit Musik nur noch schöner.

Leider stehen die Tourneedaten des Projekts noch nicht fest, losgehen soll es jedoch spätestens im Oktober dieses Jahres.

Stefanie-Isabel Geisler

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